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Eine Wettbewerbsanalyse ist ein Prozess, bei dem ein Unternehmen die Stärken, Schwächen, Strategien und Marktpositionen seiner Wettbewerber untersucht, um strategische Entscheidungen zu treffen und eigene Wettbewerbsvorteile zu entwickeln. Die Analyse geht weit über eine oberflächliche Beobachtung hinaus und umfasst eine detaillierte Untersuchung der Marktlandschaft. Ziel ist es, die Wettbewerbsposition des Unternehmens zu verstehen, Chancen zu identifizieren und Risiken zu minimieren.

Im Rahmen einer Wettbewerbsanalyse werden nicht nur direkte Konkurrenten betrachtet, sondern auch indirekte Wettbewerber und neue Marktteilnehmer, die potenziell eine Bedrohung darstellen könnten. Die Analyse kann sowohl qualitative als auch quantitative Daten einbeziehen und wird oft in der Strategieentwicklung, Markteintrittsplanung oder bei der Optimierung bestehender Geschäftsmodelle genutzt.

Warum ist eine Wettbewerbsanalyse wichtig?

  1. Identifikation von Marktchancen und Risiken
    Die Wettbewerbsanalyse hilft dabei, Marktchancen zu identifizieren, die von den Mitbewerbern möglicherweise nicht optimal genutzt werden. Dies kann durch das Erkennen von Lücken im Angebot, neuen Trends oder ungenutzten Zielgruppen erfolgen. Gleichzeitig hilft die Wettbewerbsanalyse dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen, etwa durch eine drohende Preisunterbietung oder innovative Technologien, die den Markt umwälzen könnten.
    • Beispiel: Ein Modeunternehmen könnte durch die Wettbewerbsanalyse feststellen, dass es eine wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Materialien gibt, die seine Mitbewerber noch nicht ausreichend adressieren, und sich dann als Vorreiter in diesem Bereich positionieren.
  2. Strategische Positionierung und Differenzierung
    Mit den Erkenntnissen aus einer Wettbewerbsanalyse kann ein Unternehmen seine Strategie anpassen und sich klar vom Wettbewerb abheben. Ob durch einen einzigartigen Service, eine bessere Preisgestaltung oder innovativere Produkte – die Wettbewerbsanalyse hilft, die eigene Positionierung zu schärfen. Das Ziel ist es, ein Alleinstellungsmerkmal (USP) zu entwickeln, das die Zielgruppe anspricht und das Unternehmen von anderen unterscheidet.
    • Beispiel: Ein Softwareunternehmen könnte durch die Wettbewerbsanalyse feststellen, dass viele Mitbewerber eine komplizierte Benutzeroberfläche bieten, während das eigene Produkt durch eine einfache und benutzerfreundliche Anwendung hervorsticht. Diese Differenzierung könnte als Hauptverkaufsargument genutzt werden.
  3. Bessere Entscheidungsfindung und Risikomanagement
    Die Wettbewerbsanalyse bietet wichtige Daten, die entscheidend für die Risikomanagement-Strategie eines Unternehmens sein können. Sie hilft, die Schwächen der Wettbewerber zu verstehen und Markttrends zu antizipieren. Auf dieser Basis können Unternehmen ihre Entscheidungen fundierter treffen – etwa bei der Preisgestaltung, der Produktentwicklung oder der Marketingstrategie.
    • Beispiel: Ein Lebensmittelhersteller könnte durch die Wettbewerbsanalyse feststellen, dass ein großer Mitbewerber eine aggressive Preisstrategie verfolgt. Dadurch kann das Unternehmen seine eigenen Preisstrategien anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne seine Margen zu stark zu beeinträchtigen.
  4. Monitoring der Wettbewerbslandschaft
    Der Markt verändert sich kontinuierlich. Neue Wettbewerber können eintreten, bestehende Unternehmen ihre Strategie ändern oder technologische Innovationen die Spielregeln umwerfen. Eine regelmäßige Wettbewerbsanalyse hilft dabei, die Marktentwicklungen zu beobachten und schnell auf Veränderungen zu reagieren, bevor man selbst ins Hintertreffen gerät.
    • Beispiel: Ein Autohändler könnte durch die Wettbewerbsanalyse feststellen, dass ein Mitbewerber ein innovatives, elektrisches Fahrzeug auf den Markt bringt. Das Unternehmen könnte daraufhin eine eigene Produktentwicklung oder Kooperation im Bereich Elektromobilität in Betracht ziehen.

Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Wettbewerbsanalyse

  1. Identifizierung relevanter Wettbewerber
    Nicht jeder Mitbewerber ist gleich relevant. Eine Wettbewerbsanalyse beginnt mit der Identifikation der richtigen Konkurrenten. Dabei wird zwischen direkten und indirekten Wettbewerbern unterschieden. Direkte Wettbewerber bieten ähnliche Produkte oder Dienstleistungen an, während indirekte Wettbewerber dieselbe Zielgruppe ansprechen, aber mit anderen Lösungen. Eine gründliche Analyse berücksichtigt beide Gruppen.
    • Beispiel: Ein Streaming-Dienst würde bei der Wettbewerbsanalyse nicht nur andere Streaming-Plattformen wie Netflix oder Amazon Prime berücksichtigen, sondern auch mögliche indirekte Wettbewerber wie YouTube oder Social-Media-Plattformen, auf denen Nutzer ebenfalls Inhalte konsumieren.
  2. Datensammlung und Quellen
    Die Qualität der Wettbewerbsanalyse hängt stark von der Datenbasis ab. Quellen für die Sammlung relevanter Daten sind unter anderem Öffentlich zugängliche Unternehmensberichte, Kundenbewertungen, Marktforschungsstudien, Social Media und Branchenberichte. Wichtige Kennzahlen wie Marktanteil, Preispolitik, Produktinnovationen und Werbestrategien sollten dabei systematisch erfasst und bewertet werden.
    • Beispiel: Ein Hotelunternehmen könnte durch die Analyse von Online-Bewertungen, Preistrends und Social-Media-Posts der Wettbewerber wertvolle Informationen über deren Kundenzufriedenheit und Markenwahrnehmung gewinnen.
  3. Stärken-Schwächen-Analyse (SWOT)
    Die SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) ist ein bewährtes Instrument zur Wettbewerbsanalyse. Sie hilft, die Stärken und Schwächen des eigenen Unternehmens sowie die der Wettbewerber zu erkennen. Darüber hinaus ermöglicht sie, Chancen im Markt und Risiken durch Mitbewerber zu antizipieren. Auf Basis dieser Analyse können gezielte strategische Entscheidungen getroffen werden.
    • Beispiel: Ein Fitnessstudio könnte eine SWOT-Analyse durchführen, um zu erkennen, dass die Wettbewerber in der Region oft höhere Mitgliedspreise verlangen. Die Chance für das Studio könnte darin bestehen, ein preisgünstigeres Angebot mit flexiblen Monatsmitgliedschaften zu schaffen.
  4. Marktforschung und Trendbeobachtung
    Eine Wettbewerbsanalyse sollte stets auch die Beobachtung von Markttrends beinhalten. Dies können neue Technologien, veränderte Kundenbedürfnisse oder neue Gesetzgebungen sein, die den Wettbewerb beeinflussen. Durch eine regelmäßige Trendbeobachtung kann ein Unternehmen frühzeitig auf Veränderungen reagieren und Proaktivität beweisen.
    • Beispiel: Ein Elektronikhersteller könnte durch die Wettbewerbsanalyse und Marktforschung feststellen, dass Verbraucher zunehmend Interesse an Smart-Home-Technologien zeigen. Das Unternehmen könnte daraufhin seine Produktlinien erweitern und sich als Vorreiter in diesem Bereich positionieren.

Praktische Anwendungen der Wettbewerbsanalyse

  1. Strategische Marktpositionierung
    Durch die Wettbewerbsanalyse können Unternehmen ihre Marktstrategie anpassen, um sich besser zu positionieren. Das kann die Preisgestaltung, das Produktangebot oder die Marketingkommunikationbetreffen. Eine gezielte Differenzierung von der Konkurrenz ist entscheidend, um sich in einem umkämpften Markt durchzusetzen.
    • Beispiel: Ein Smartphone-Hersteller könnte durch Wettbewerbsanalysen feststellen, dass Konkurrenten auf Premium-Geräte setzen, aber ein Mangel an günstigen Angeboten für den mittleren Markt besteht. Das Unternehmen könnte in diesem Bereich ein neues Produkt einführen, das mit guten Funktionen zu einem wettbewerbsfähigen Preis erhältlich ist.
  2. Innovation und Produktentwicklung
    Die Wettbewerbsanalyse ist auch ein wertvolles Werkzeug bei der Produktentwicklung. Sie hilft, Marktbedürfnisse zu identifizieren, die von Wettbewerbern noch nicht ausreichend abgedeckt sind, und gezielt innovative Lösungen zu entwickeln. Ein Unternehmen, das ständig neue Trends und Technologien verfolgt, kann seine Innovationskraft erhöhen und den Markt proaktiv gestalten.
    • Beispiel: Ein Automobilhersteller könnte durch Wettbewerbsanalysen feststellen, dass Konkurrentenimmer stärker auf elektrische Fahrzeuge setzen. Das Unternehmen könnte daraufhin eigene elektrische Modelle entwickeln, um nicht von den Marktveränderungen überrollt zu werden.
  3. Kundengewinnung und -bindung
    Die Wettbewerbsanalyse hilft dabei, Schwächen in der Kundenansprache oder -bindung bei den Mitbewerbern zu erkennen. Diese Erkenntnisse können genutzt werden, um bessere Kundenbindungssysteme oder Marketingstrategien zu entwickeln, die den eigenen Kundenstamm vergrößern und pflegen.
    • Beispiel: Ein Reiseveranstalter könnte feststellen, dass Wettbewerber in der Kundenzufriedenheitschwächeln. Er könnte daraufhin exklusivere Angebote oder persönlichere Betreuung einführen, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Fazit

Die Wettbewerbsanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für Unternehmen, die sich in einem dynamischen und wettbewerbsintensiven Markt behaupten wollen. Sie hilft dabei, wichtige Marktchancen zu erkennen, die Stärken und Schwächen der Mitbewerber zu verstehen und die eigene Marktpositionierung zu optimieren. Eine regelmäßige und tiefgehende Wettbewerbsanalyse ist der Schlüssel zu einer fundierten Strategieentwicklung, die das Unternehmen wettbewerbsfähig und zukunftssicher macht.

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